Schwerereduktionen

Schwerereduktionen
Schwerereduktionen,
 
rechnerisches Verfahren, um die an der Erdoberfläche gemessenen Werte des Schwerefeldes zur Auswertung und Interpretation auf ein bestimmtes Bezugsniveau umzurechnen (zu reduzieren) und vergleichbar zu machen. Die so genannte Freiluftschwere ergibt sich aus der Korrektur des Messwerts g der Fallbeschleunigung um die Höhenreduktion δgH[mgal] = 0,3 086 · h [m] (1 mgal = 10-5 m/s2), d. h. die Schwereminderung im Messpunkt infolge seiner Höhe h über dem Bezugsniveau, wobei der Raum über der Bezugsfläche massefrei gedacht ist. Der Vergleich mit der Normalschwere γ0 am Messpunkt führt zur Freiluftanomalie ΔgF = g + δgHγ0, die Auskunft über die Gesamtmassenbilanz unterhalb des Messpunkts gibt; positives ΔgF bedeutet dabei Massenüberschuss, ein negativer Wert Massendefizit gegenüber der Referenzerde.
 
Die Bouguer-Schwere erhält man durch zusätzliche Durchführung der topographischen und der Bouguer-Reduktion. Mit der sehr aufwendig zu berechnenden, stets positiven topographischen Reduktion δgT wird der Gravitationseinfluss von Geländeerhebungen und -vertiefungen bezüglich des Messniveaus berücksichtigt, indem man die Änderung des Schwerefeldes durch »Einebnung« des Geländes im Messniveau bestimmt. Es verbleibt der Beitrag einer Gesteinsplatte der Dicke h und mittleren Dichte ρ zwischen Mess- und Bezugsniveau (Bouguer-Platte), die durch die Bouguer-Reduktion δgB [mgal] = 0,0 419 · ρ [g/cm3] · h [m] eliminiert wird. Daraus folgt durch Bezug auf die Normalschwere die Bouguer-Anomalie
 
(Schwereanomalien).
 
 
H. Berckhemer: Grundl. der Geophysik (1990);
 K. Strobach: Unser Planet Erde (1991).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Astro-geodätische Netzausgleichung — Die Astro geodätischer Netzausgleichung ist eine spezielle Ausgleichung von großräumigen Vermessungsnetzen, die den Einfluss des Schwerefeldes auf die Messungen in mathematisch strenger Weise reduziert und die stabilisierende Wirkung von Laplace… …   Deutsch Wikipedia

  • Cogeoid — Als Cogeoid bezeichnet man in der Geodäsie die veränderte Form und Höhenlage des Geoids, wenn man rechnerisch eine Änderung der Massenverteilung vornimmt. Dies ist zum Beispiel immer der Fall, wenn man eine topografische Reduktion an gemessene… …   Deutsch Wikipedia

  • Erdmessung — Die Erdmessung ist ein Teilgebiet der Geodäsie, im speziellen der „Höheren Geodäsie“. Sie umfasst jene Messungen, Modelle und Berechnungen, die zur genauen Bestimmung der Erdfigur und des Erdschwerefeldes notwendig sind. Ins Englische lässt sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Geländereduktion — Als topografische Reduktion wird in der Geodäsie und in der Geophysik die rechnerische Beseitigung der Topografie (des Geländes) bezeichnet. Diese Reduktion ist bei verschiedensten Aufgaben notwendig, um die vom Gelände verursachten Störungen im… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Ledersteger — Professor Karl Ledersteger (* 11. November 1900 in Wien; † 24. September 1972 bei einem Verkehrsunfall zwischen Prag und Wien) gehörte zu den bedeutendsten Geodäten des 20. Jahrhunderts. Leben Von 1919 bis 1924 studierte er Mathematik, Physik,… …   Deutsch Wikipedia

  • Topografische Reduktion — Als topografische Reduktion wird in der Geodäsie und in der Geophysik die rechnerische Beseitigung der Topografie (des Geländes) bezeichnet. Diese Reduktion ist bei verschiedensten Aufgaben notwendig, um die vom Gelände verursachten Störungen im… …   Deutsch Wikipedia

  • Schwereanomalien — Schwere|anomali|en,   lokale Abweichungen des beobachteten Schwerefeldes der Erde (d. h. der Fallbeschleunigung) von seinem Wert in der weiteren Umgebung, die sich sowohl im Betrag als auch in der Richtung des Beschleunigungsvektors äußern.… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”